Kopf und Körper – klappt die Kommunikation?

Chronische Schmerzen, Schwindel, Erschöpfung, Herzstechen oder Magen-Darmbeschwerden – ohne eine medizinische Ursache? INMEDEX, ein neues Forschungsprojekt der Forschungsgruppe Self-Regulation and Health an der Universität Luxemburg, INSIDE, untersucht den Zusammenhang von Körperwahrnehmung und Stress bei medizinisch unerklärten Symptomen.

Jeder Mensch erlebt im Alltag vorübergehend körperliche Symptome, die nicht durch eine Krankheit oder Verletzung hervorgerufen werden, wie z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit oder Herzrasen in Erwartung einer stressigen Situation. In den Industrienationen leiden zwischen 4 und 13 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens unter schweren und anhaltenden Beeinträchtigungen durch solche Symptome. Psychologen zählen diese medizinisch ungeklärten Symptome (MUS) zu den sogenannten somatoformen Störungen. Dies sind ernste Erkrankungen, die häufig einer Behandlung durch Psychologen und Fachärzte bedürfen.

Trotz der beträchtlichen Häufigkeit und des erheblichen Leidensdrucks für Betroffene sind viele psychologische und biologische Faktoren, die MUS zugrunde liegen, ungeklärt. „Medizinisch unerklärt“ bedeutet dabei allerdings nur, dass nicht die Krankheit vorliegt, auf die das jeweilige Symptom hinweisen könnte (wie z.B. Herzinfarkt bei Herzrasen oder Magengeschwür bei Bauchschmerzen). Demgegenüber ist es durchaus wahrscheinlich, dass es Veränderungen im Gehirn, im Nervensystem und in der Ausschüttung von Stresshormonen gibt, die mit MUS zusammenhängen.

Durch die Häufigkeiten von MUS und die Beeinträchtigungen, die Betroffene durch ihre Symptome haben (häufig entwickelt sich neben den körperlichen Symptomen, Symptome einer Depression), besteht von Seiten der Psychologie und Medizin ein großes Interesse, diese Störung besser zu verstehen, um neue Methoden zur Diagnostik und Therapie entwickeln zu können.

Das Forschungsprojekt INMEDEX

Im Rahmen des Projekts „INMEDEX“ werden psychologische und biologische Faktoren untersucht, die mit MUS zusammenhängen. Ausgangshypothese für das Projekt ist es, dass eine fehlerhafte Kommunikation zwischen Gehirn und Körper mit der Entwicklung körperlicher Symptome zusammenhängt. Wir untersuchen, inwiefern Körpersingale anders wahrgenommen werden und die körperliche Reaktion, z.B. auf einen Stressor, verändert ist. Ein gut untersuchtes Körpersignal ist der Herzschlag; jeder Herzschlag löst ein neuronales Muster im Gehirn aus, was mittels Elektroenzephalographie (EEG) leicht gemessen werden kann. Auf der anderen Seite der Kommunikation, von Gehirn zu Körper, ist Stress ein typisches Beispiel. Stress entsteht im Kopf, wir bewerten eine Situation als Stress und unser Körper reagiert dementsprechend mit erhöhtem Puls und Blutdruck, verstärkter Produktion von Stresshormonen und beispielsweise reduzierter Verdauung.

In der dreiteiligen Studie werden mit Hilfe von hormonellen Daten über den Speichel und Messung der Hirnströme mittels EEG einerseits Körperwahrnehmung und andererseits Stressreaktivität in Patienten mit somatoformen Störungen untersucht. Da diese Gruppe häufig durch ihre Beschwerden auch eine Depression entwickeln, wird diese Gruppe in Vergleich gesetzt zu Patienten, welche ausschließlich unter einer Depression leiden und gesunden Probanden.

Teilnehmer sind herzlich willkommen und erhalten ein individuelles Feedback über ihre Stressreaktivität und Körperwahrnehmung und werden für ihre Teilnahme finanziell entschädigt. Wenn Sie an einer Teilnahme interessiert sind, finden Sie hier weitere Informationen.

Kontakt

Dr. Angelika Dierolf

angelika.dierolf@uni.lu

+352 46 66 44 9314

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