Wissenschaft trifft Politik – Der Besuch des CSV-Vorsitzenden Marc Spautz bei IRSEI

Im Rahmen des FNR Pairing Schemes hat der Vorsitzende der CSV Marc Spautz dem INSIDE basierten Institute for Research on Socio-Economic Inequality (IRSEI) einen Besuch abgestattet. Ziel des FNR Pairing Schemes ist es einen Dialog zwischen Politikern und Wissenschaftlern zu fördern. Institutsleiter Professor Louis Chauvel und sein Team stellten wissenschaftliche Ergebnisse zu aktuellen Herausforderungen für Luxemburgs Gesellschaft und Politik vor und diskutierten mit Marc Spautz im Besonderen den Zugang zu Bildung, zum Arbeits- und Wohnungsmarkt, sowie Beiträge zur Rentennachhaltigkeit und Demenzforschung in Luxemburg.

Die international vergleichende Forschung von Louis Chauvel und seinem Team zeigt, dass Luxemburg in diesen Bereichen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ gut abschneidet. Nichtsdestotrotz ist Luxemburg mit drängenden Problemen der Nachhaltigkeit konfrontiert, die in Zukunft die soziale und Generationengerechtigkeit beinträchtigen können. Daher ist es immens wichtig, der jungen Generation dieselben Chancen auf Bildung, Arbeit und Wohnen zu geben, wie es ihre Eltern und Großeltern vorfanden. Es ist wichtig, auch in Zukunft in Bildungs- und Arbeitsmarktstrukturen zu investieren und Jugendarbeitslosigkeit zu verhindern, die ansonsten langfristige negative Folgen für Betroffenen und die gesamte Gesellschaft birgt.

Eine spezifische Herausforderung ist, dass der Arbeitsmarkt immer stärker höhere Qualifikationen verlangt. Obwohl es proportional immer mehr Universitätsabsolventen gibt, verdienen die jüngeren Generationen heutzutage nicht in allen Ländern mehr als die Generationen ihrer Eltern und Großeltern, wie Dr. Eyal Bar-Haim zeigte. Es kommt nicht nur auf höhere Bildung an, um ein Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Es ist auch wichtig, Arbeitsplätze für besser gebildete junge Menschen zu schaffen. Gelingt das nicht, kommt es zu einer Schieflage zwischen Qualifikation und Gehalt. Die Forschung von Dr. Anne Hartung bezieht sich ebenfalls auf die Arbeitsmarktchancen junger Menschen. Ihr Beitrag zur aktuellen Lage Luxemburgs beschäftigte sich damit, wie erfolgreich Luxemburger, deren Eltern als Migranten in das Land gekommen sind, auf dem Arbeitsmarkt sind. Sie demonstrierte mit europäischen Daten, dass ökonomische (BIP, Ungleichheit, Arbeitslosigkeit) und politische Faktoren (Sozialausgaben, Integrationspolitik) eine relevante Rolle für die Integration der sogenannten Zweiten Generation spielen. Auch hier rangiert Luxembourg in den besseren Rängen.

Bevölkerungspyramide in Luxemburg. Quelle: www.btlas.com

Valentina Ponomarenko und Dr. Anja Leist benennen die zunehmend alternden Gesellschaften als Herausforderung für Europas Zukunft. Laut Ponomarenko ist Luxemburgs Rentensystem ist durch den attraktiven Arbeitsmarkt, den hohen Anteil an Immigranten und den Grenzgängern gut aufgestellt. Dennoch werden durch immer mehr Rentner die Sozialsysteme stärker belastet. Dazu kommt, dass in Luxemburg der tatsächliche Arbeitsmarktaustieg oft viel früher erfolgt als das offizielle Rentenalter es vorsieht. Mit dem Anstieg der Lebenserwartung wird auch das Risiko für Krankheiten steigen. Leider ist das Thema Demenz noch unterrepräsentiert in der luxemburgischen Wahrnehmung, merkte Dr. Anja Leist an. Sowohl Pflegepersonal als auch andere Angestellte in anderen Berufen wissen oft zu wenig über Demenz. Luxemburg sollte Anstrengungen unternehmen, „demenzfreundlich“ zu werden und Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen ermöglichen, so weit wie möglich am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Für Marc Spautz liegen die zukünftigen Aufgaben der Universität Luxemburg nebst der Forschung darin, diese Ergebnisse für die Bevölkerung leichter zugänglich zu machen. Erkenntnisse der Forschung sollten sprachliche Barrieren überwinden und bei allen Schichten ankommen. Die Diskutanten waren sich darüber hinaus einig, dass der Ausbau der Infrastruktur und Mobilität in Luxemburg zunehmend wichtiger werden, auch im Hinblick auf steigende Wohnungs- und Eigentumspreise. Der Unterschied zwischen Luxemburgern mit und ohne Migrationshintergrund und die Anforderungen einer weiter wachsenden Bevölkerung Luxemburgs werden auch in Zukunft Wissenschaft und Gesellschaft beeinflussen.

Der Austausch zwischen Politik und Wissenschaft hat sich als sehr fruchtbar erwiesen und ist wesentlich für die Umsetzung von neuen Erkenntnissen der Sozialforschung, als auch der Bewertung politischer Entscheidungen. Marc Spautz wird auch weiterhin die Arbeit des Institute for Research on Socio-Economic Inequality (IRSEI) verfolgen und den Dialog fortsetzen.

 

Von Valentina Ponomarenko und Anne Hartung

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